Gerade in unserer stressgeplagten Zeit gewinnt die Praxis der Meditation im Allgemeinen – und die Achtsamkeitsmeditation im Besonderem zunehmend an Bedeutung. Aus der Essenz der buddhistischen Meditation, wurde seit den 1970er-Jahren ein modernes Konzept zur Stressvorsorge und Stressbewältigung entwickelt, die Achtsamkeitspraxis (Mindfulness) nach Jon Kabat-Zinn. Auch Menschen, die sich nicht für Buddhismus, Yoga oder fernöstliche Spiritualität interessieren finden in dieser Meditationspraxis, eine effiziente Methode zur Reduzierung von Stress und stressbedingten Symptomen, wie Bluthochdruck, Schlafstörungen oder Depression.
Obwohl heute noch viele Menschen Meditation für eine rein religiöse Praxis halten, handelt es sich dabei in Wirklichkeit um eine Schulung des Geistes, mit der jeder Mensch seine körperliche und geistige Gesundheit beeinflussen und stärken kann. Auch die moderne Forschung ist bereits seit einiger Zeit den Auswirkungen der Meditation auf das menschliche Gehirn auf der Spur. Durch zahlreiche Studien wurde belegt, dass eine regelmäßige Meditationspraxis tatsächlich die Struktur des Gehirns verändern kann. Bildgebende Verfahren zeigten, dass beispielsweise der präfrontale Cortex angeregt wird, ein Hirnareal das beim Umgang mit Emotionen eine Rolle spielt. Die Abnahme der subjektiven Stressbelastung bei Meditierenden war zudem mit einer Abnahme der Dichte der grauen Substanz in der Amygdala verbunden, die unter anderem bei der Auslösung von Wut -und Angstreaktionen von Bedeutung ist. Den Untersuchungsergebnissen zufolge kann diese Form von fokussierter Aufmerksamkeit die Verarbeitung von Emotionen im Gehirn positiv unterstützen, was zu einem gelasseneren Umgang mit Stresssituationen führt.
Doch was bedeutet es achtsam zu sein?
Achtsamkeit bedeutet sich des gegenwärtigen Augenblicks vollkommen gewahr zu sein. Achtsamkeit beinhaltet die bewusste Entscheidung, die eigene Erfahrung im Hier und jetzt wertfrei wahrzunehmen.
Probieren Sie es doch gleich einmal aus: Nehmen sie ca. 1 Minute lang, so urteilsfrei wie möglich wahr, wie die Luft durch Ihr Nase hinein -und wieder hinaus strömt.
Wesentlich ist das Nicht-Bewerten: Wenn wir aufhören die Dinge verändern zu wollen, dafür allen Erfahrungen mit Offenheit, Neugierde und Akzeptanz begegnen, können wir Einsicht in ihre wahre Natur erlangen. Wir können lernen mit Stress besser umzugehen, weil wir allmählich unseren eigenen Anteil zu verstehen beginnen. Gerade für Burn-out-Gefährdete ist es wichtig, sich selbst wieder wahrzunehmen: viele hetzen in ihrem Berufsalltag vom Einem zu Anderen, ignorieren die Signale des Körpers und spüren gar nicht mehr, wenn sie Durst haben, etwas Bewegung brauchen oder schon längst eine Pause angesagt wäre.
Therapeutischer Nutzen der Achtsamkeitsmeditation
Die Praxis der Achtsamkeit hilft nicht nur den Alltag zu entschleunigen und Stress zu reduzieren, auch das durch Dauerstress geschwächte Immunsystem wird gestärkt. Außerdem kann sie die Lebensqualität vieler Menschen mit körperlichen Beschwerden verbessern, denn auch wenn die Beschwerden selbst nicht abnehmen, werden sie als weniger belastend empfunden. Langfristig führt sie zur Stärkung der Selbstakzeptanz und des Selbstvertrauens, zu mehr Heiterkeit und Lebensfreude und zur Erhöhung der Konzentration und der Leistungsfähigkeit.
Die Übung der Achtsamkeit
In der formellen Praxis lernt man zunächst auf körperliche Empfindungen zu achten, in bestimmten Körperregionen hin zu spüren, den eigenen Atem zu beobachten, oder sich mit den verschiedenen Sinnen auf gewisse Reize zu konzentrieren. Mit fortschreitender Praxis wird die Aufmerksamkeit auf das Erleben von Gedanken oder Emotionen gerichtet. Diese werden so wahrgenommen, wie sie im Moment auftreten und wieder vergehen. Reaktionen wie Ablehnung oder Anhaftung werden zur Kenntnis genommen, ohne ihnen weiter nachzugeben. Ganz allmählich kann daraus eine innere Haltung entstehen. Denn Achtsamkeit ist im Kern keine Technik sondern eher eine „Form des Seins“.
Achtsamkeitsmeditation in den Bergen
Die gesunde und frische Luft, die bezaubernde Schönheit der Bergwelt, bilden den idealen Rahmen, den Alltagsstress hinter sich zu lassen, anzukommen und zu erden - durch Achtsamkeit. Allein das „Sein“ inmitten unberührter Natur, erlaubt uns ruhiger und gelassener zu werden und dabei auf vielfältiger Weise mit der Umwelt wieder im Kontakt sein.
Im Rahmen von Einzelsitzungen aber auch während unserer Yoga-Events erlernen unsere Gäste die Grundlagen der Achtsamkeitsmeditation. Ebenso können sie auf geführten Wanderungen oder gemütlichen Spaziergängen Ihre Achtsamkeit vertiefen: mit Übungen zum bewussten Gehen, Verweilen, Wahrnehmen und Atmen.
„Das Glück ist ein Schmetterling“, sagte der Meister. „Jag ihm nach und er entwischt dir. Setz dich hin und er lässt sich auf deiner Schulter nieder.“ „Was soll ich also tun, um das Glück zu erlangen?“, fragte der Schüler. „Du könntest versuchen, dich ganz ruhig hinzusetzen – falls du es wagst!“
Anthony de Mello
Annemarie Sanoner, Stressmanagement-Trainerin