Ein Universum kleinster Lebewesen
Neueste Studien zeigen, dass das Mikrobiom mit seinen 100.000 Milliarden Einzelwesen das beachtliche Gewicht von 1,8 - 2,1 kg erreichen kann. Mehr als das Herz, mehr als die Leber. Noch beeindruckender ist die Anzahl der Gene dieser Mikroorganismen: 3-8 Millionen, gegenüber den etwa 30.000 Genen in unseren Körperzellen. Bakterien sind in unterschiedlicher Zusammensetzung und Anzahl in allen Körperarealen anzutreffen und kommunizieren kontinuierlich mit den verschiedenen Zellsystemen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Beziehung zwischen dem Mikrobiom und den Darmzellen sowie zwischen den Darmzellen und den Gehirnzellen.
Die Darm-Gehirn- Haut-Achse
Wie wir aus der Embryogenese wissen, ist der Darm das erste Organ, das in unserem Körper gebildet wird. Aus ihm entwickeln sich die Neuronen und das Gehirn. Aus dem äußeren Embryonalblatt, entstehen schließlich das Nervensystem und die Haut. Damit ist die Darm-Hirn-Haut-Achse komplett.
Der größte Teil des Mikrobioms befindet sich im Darm, insbesondere im Dickdarm. Der Darm hat die zentrale Funktion Nahrung zu verdauen, Nährstoffe aufzunehmen und gleichzeitig toxische Substanzen und krank machende Keime auszuscheiden. Dazu braucht es Enzyme und Energie; und die liefern uns die Darmbakterien. Bakterien bilden Buttersäure, Essigsäure und Propionsäure, Substanzen, die unsere Zellen benötigen, um ATP zu produzieren, den Treibstoff für sämtliche Stoffwechselaktivitäten im Organismus. Da unsere Zellen diese Substanzen selbst nicht herstellen können, wären wir ohne Bakterien nicht lebensfähig. Doch das Darmmikrobiom trägt nicht nur dazu bei, die Nahrung zu verwerten; es kann sich auch auf unser Gehirn und sogar auf den Appetit auswirken: es ist nämlich unser Gehirn, dass die Nahrung, die wir zu uns nehmen aufgrund von Informationen des Hypothalamus auswählt, der seinerseits von den Darmzellen- und Bakterien angeregt wird. So wecken Bakterien, die an industriell hergestellte Nahrungsmittel gewöhnt sind, in unserem Gehirn das Verlangen nach genau diesen Lebensmitteln.
Dicht besiedelt: das Mikrobiom der Haut
Wie unser Darm ist auch unsere Haut ein riesiges Ökosystem. Etwa eine Million von Mikroorganismen pro Quadratzentimeter befinden sich auf ihrer Oberfläche. Diese bilden nicht nur eine Barriere vor schädlichen Eindringlingen, sondern unterstützen auch die Wundheilung und schützen die Haut vor UV-Licht. Dermatologische Probleme, wie beispielsweise Akne, Neurodermitis oder vorzeitige Alterung, lassen sich nicht selten auf ein Ungleichgewicht in der Zusammensetzung des Mikrobioms zurückführen: die Vielfalt der „guten“ Bakterien nimmt ab, während sich die „schlechten“ Organismen vermehren und dabei Entzündungen- oder andere Hautveränderungen auslösen. Deshalb dürfen wir Fachärzte für ästhetische Medizin bei der Behandlung unterschiedlicher und komplexer Hautprobleme, das Mikrobiom und dessen Gesunderhaltung nicht außer Acht lassen.
So bleiben Mikrobiom und Hautflora gesund
Ein wichtiges Merkmal einer gesunden Hautflora ist eine hohe Bakterien-Diversität. Diese kann durch natürliche Kosmetikprodukte ohne synthetische Zusätze unterstützt und erhalten werden.
Einen noch größeren Einfluss haben jedoch Lebensstil und Ernährung. Stress, ungesunde Ernährung, Nikotin, Alkohol, Nahrungsmittelunverträglichkeit, virale Infektionen und Medikamente führen leicht zu Dysbiosen (Ungleichgewicht im Mikrobiom). Zumal das Mikrobiom sich hauptsächlich von Ballaststoffen ernährt, sollten Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Obst niemals auf unserem Speiseplan fehlen, während sich tierisches Eiweiß hingegen eher ungünstig auf das Bakteriengleichgewicht auswirkt.
Alles was wir unserem Körper zuführen, betrifft auch das Mikrobiom – gleichzeitig wird unser Körper von Milliarden von Mikroorganismen beeinflusst. Daher gilt es darauf zu achten. Unserer Gesundheit und unserer Haut zuliebe!
ADLER MED Balance
Dr. Med. Rossana Lo Monaco