Stress ist eine physiologische und adaptive Reaktion, die es uns erlaubt auf bestimmte Situationen angemessen zu reagieren. Gäbe es ihn nicht, wären wir nicht in der Lage uns den Anforderungen und Herausforderungen unserer Umwelt anzupassen. Aus diesem Grund verwenden wir den Begriff Eustress und meinen damit den positiven und nützlichen Stress. Nur unter bestimmten Bedingungen, wie bei chronischem Dauerstress, beginnen unsere Anpassungsmechanismen allmählich zu versagen: die Folgen sind Erschöpfung und zahlreiche gesundheitliche Probleme.
Dabei sind es selten die Ereignisse oder Situationen an sich, die sich negativ auf unser Wohlbefinden auswirken. Oft handelt es sich um individuelle Reaktionen, Interpretationen und Bewertungen des Erlebten, die entscheiden ob wir eine ganz bestimmte Situation als belastend erleben, oder nicht: „It’s not stress that kills us, it’s our reaction to it!”
Es wurde inzwischen ausreichend bewiesen, dass chronischer Stress die Ursache für viele gesundheitliche Störungen ist. Dazu zählen Schlaflosigkeit, Gastritis, Kolitis, Bruxismus (unbewusstes, meist nächtliches Zähneknirschen), Schwächung der körpereigenen Abwehrkräfte, Verhaltensauffälligkeiten und psychische Probleme.
Bei Gesunden reagiert die Herzfrequenz in der Regel sehr schnell auf unterschiedliche Stressoren. Sie verändert sich je nach Situation, so dass sich der Organismus an die unterschiedlichen Anforderungen der Umgebung flexibel anpassen kann. Unter Herzfrequenz versteht man die durchschnittliche Anzahl der Herzschläge pro Minute. Doch handelt es sich dabei lediglich um einen Mittelwert, denn der Zeitabstand zwischen einem Herzschlag zum nächsten ist niemals konstant, er verändert sich ständig. Die Fähigkeit des Herzens auf innere und äußere Signale mit fein abgestimmten Veränderungen (Variationen) zu reagieren wird als Variabilität der Herzfrequenz (oder Herzratenvariabilität) bezeichnet. Sie ist eine Reaktion auf verschiedene Faktoren, wie Atemrhythmus, emotionale Zustände wie Angst oder Wut und natürlich Stress… Eine gute Variabilität der Herzfrequenz, bedeutet somit über ein hohes Maß an geistiger und körperlicher Anpassungsfähigkeit zu verfügen.
Über 20 Jahre geführte Heart-Mat-Studien konnten inzwischen belegen, dass das Aufkommen negativer Gefühle, wie Nervosität, Frustration oder Angst, den Herzrhythmus unregelmäßig bis chaotisch werden lässt. Ebenso verändert er sich wenn wir Emotionen, wie Wertschätzung, Liebe und Dankbarkeit erleben: er wird zunehmend harmonischer bis eine vollkommene Synchronisation zwischen Herzrhythmus und dem sympathischen und parasympathischen Nervensystem erreicht wird.
Die Synchronisation zwischen Herz, Gedanken und Emotionen beeinflusst sowohl das hormonelle als auch das biochemische Gleichgewicht des ganzen Organismus. Sie führt zu einem Zustand, den Wissenschaftler als Kohärenz bezeichnen. Die Auswirkung der Herz-Kohärenz zeigt sich in geistiger Klarheit, Kreativität, einer erhöhten Belastungs- und Problemlösungsfähigkeit. Durch die Kohärenz erlangen wir ein geistiges, emotionales und körperliches Gleichgewicht und sind in der Lage positiv und konstruktiv auf Stress zu reagieren.
Die Heart-Math Biofeedback-Methode ist ein einfaches und effizientes Instrument zur Stressprävention und Stressbewältigung, das uns hilft den Zustand der physiologischen Kohärenz zu erreichen. Dadurch können wir nicht nur unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden stärken, sondern auch unbewusste Reaktionsmuster auf belastende Ereignisse erkennen und verändern.
Dr. Med. Laura Santini, Fachärztin für Allgemeinmedizin