Gino, der die Trüffelsuche seit über 20 Jahren betreibt, besitzt sogar einen eigenen Trüffelhain. Ein Privatgrundstück, das aber nicht eingezäunt ist. Man muss also früh aufstehen, sonst ist der Trüffel manchmal schon weg! San Giovanni d'Asso zählt 1.000 Einwohner, davon gehen 800 auf Trüffelsuche. Und nicht jeder hat seinen eigenen Hain...
Wir fahren mit dem Minivan des Hotels nach San Giovanni d'Asso (Montalcino), wo wir von Gino und seinem vierbeinigen Freund bereits erwartet werden. Willy, ein niedlicher Jagdhund mit einer unfehlbaren Nase ist schon ganz ungeduldig und kaum mehr zu halten. Denn gleich beginnt unsere Wanderung durch den Trüffelhain, ein bewaldetes Grundstück dem Fluss entlang. Insgesamt sind es nur 6 km auf eher flachem Gelände, doch wir laufen, stets Willys Nase folgend, querfeldein. Feste Schuhe sind also ein Muss.
Die Suche nach dem edlen Pilz erfordert oft etwas Geduld. Willy sprintet zumeist sofort los und scannt mit seiner Spürnase den Waldboden. Sobald er aber wie wild zu graben anfängt, ist dies ein Zeichen, dass das Tier den unverwechselbaren Geruch, den der Trüffel zum Reifezeitpunkt abgibt, „erschnüffelt“ hat. Manchmal ist der Schlauchpilz lediglich unter einer dünnen Blattschicht versteckt, er kann aber auch bis zu einem halben Meter unter der Erde begraben sein. Jetzt gilt es aufzupassen, denn sobald der Hund den Pilz ausfindig gemacht hat, würde er ihn am liebsten selbst verspeisen. Deshalb ist Gino sogleich zur Stelle, lenkt den Hund ab und belohnt ihn mit einem Biscotto.
Die Trüffelsuche ist nicht nur ein spannendes Erlebnis inmitten unberührter Natur, sondern auch eine einmalige Gelegenheit, um die enge Verbindung und das fein abgestimmte Zusammenspiel zwischen Tier und Mensch zu beobachten – und die gemeinsame Freude, über den kostbaren Fund. Die beiden sind ein Herz und eine Seele. Niemals würde Gino seinen Hund unter Druck setzen oder gar Gefahren aussetzen. Deshalb betont er immer wieder wie wichtig es sei, dass Willy die Trüffelsuche als Spiel begreift und Spaß daran hat.
Eigentlich ist der Lagotto Romagnolo der Trüffelhund per excellence, doch lassen sich fast alle Hunderassen für die Trüffelsuche abrichten. Und ein Trüffelhund kann bis zu 4.000 Euro wert sein. Doch trotz der Erfahrung des Trüffelsuchers und der guten Spürnase des Vierbeiners ist der Erfolg keineswegs sicher. Es gibt gute und schlechte Jahre. Vieles hängt davon ab, ob es im Sommer genug und zum richtigen Zeitpunkt geregnet hat. So war das letzte Jahr ein Superjahr: Wir haben jedes Mal Trüffel mit über 200g Gewicht gefunden. Einmal gelang es uns sogar ein Prachtstück von 355g aufzuspüren (in San Giovanni d'Asso liegt der Rekord bei 1kg). Das Jahr 2017 war hingegen nicht sehr ergiebig, so dass wir die Suche öfters einstellen mussten. Der Trüffel ist eben ein Geschenk der Natur und genau das macht ihn so besonders.
Zum krönenden Abschluss unserer Wanderung gibt es noch eine Trüffel-Verkostung. Wir kehren ein im Agriturismo la Canonica, wo uns Serenella, Ginos Frau mit einem Teller Pasta und einem Glas hauseigenem Rosso d‘Orcia DOC verwöhnt. Der Trüffel wird roh und noch ganz frisch über die Pasta gehobelt - so wie er eben am besten schmeckt.
Überhaupt ist der Herbst die beste Jahreszeit, um die Toskana mit allen Sinnen zu genießen. Neben dem Trüffel, erwarten Sie zwischen den sanften Hügeln der Val d’Orcia authentische Gaumenfreuden, wie erstklassige Weine, frisch gepresstes Olivenöl, Safran aus San Quirico, geröstete Kastanien, duftende Steinpilze vom Monte Amiata und viele andere Köstlichkeiten.